September 1858, mitten auf dem Atlantik. Eine nicht mehr ganz junge Frau treibt nackt auf einer Tür liegend in den sachten Wellen. Die Sonne scheint und in Gedanken ist sie in Dänemark.
Henriette Wulff ist dreiundfünfzig, als sie sich entschließt, ihre Heimat Dänemark hinter sich zu lassen und nach Amerika auszuwandern. Trotz ihres umtriebigen Soziallebens in den Salons Kopenhagens, trotz ihrer zahlreichen Bekanntschaften in Europa. Und trotz ihrer intensiven Freundschaft mit dem Dichter Hans Christian Andersen, die über lange Zeit und Hunderte Briefwechsel andauerte. Was bleibt ihr nun also, nachdem die Überfahrt in die Neue Welt in einer Katastrophe, dem Brand des Dampfers »Austria«, jäh geendet hat, als dem geliebten Brieffreund einen Gedankenbrief nach dem anderen zu verfassen? Ahnend, dass er zu Hause in seiner Schreibstube auch nicht anders kann, als ihr zu schreiben.

Stefan Kutzenberger zeichnet das Bild einer mehr als unglücklichen und darüber hinaus noch unerkannten Liebesgeschichte: Erst im Angesicht des Todes erkennen zwei Menschen, wie nah sie einander eigentlich gewesen sind.