In den Jeremia-Überlieferungen finden sich Vorstellungen von Unterwerfung und Widerstand in eigentümlicher Weise verschränkt. Bei der Lektüre begegnen Erzählungen voller Brutalität, Verbündete wie Feinde werden charakterisiert und porträtiert. Das Trauma, das Juda erleidet, spiegelt sich in Prosa, die neubabylonischen Kolonialismus imitiert, in dramatischen Rettungserzählungen und in rachedurstigen Dichtungen. So dient das Schreiben, Lesen und Überliefern selbst zur Verarbeitung und wird zur Quelle von Resilienz. Die historischen und exegetisch-literarischen Betrachtungen des Kommentars werden bereichert durch archäologische Einsichten, feministische Übersetzungspraxis sowie postkoloniale und queere Stimmen.