Im 14. Jahrhundert spalteten sich die Entwicklungen der Agrarverfassung in West- und Ostmitteleuropa: Grundherrschaft versus Gutsherrschaft bzw. Gutswirtschaft.
Roland Scharffs vorliegende Studie folgt dem östlichen Pfad und zeigt, wie der polnisch-litauische Adel seine Unabhängigkeit als souveräner Gutsherr gegenüber der Krone, insbesondere aber gegenüber den Bauern auszubauen verstand. Letztere verloren trotz der zentralen Produzentenrolle sukzessive ihre ursprünglichen Besitz- und Selbstbestimmungsrechte. Als bodengebundene Produzenten hatten sie über einen langen Zeitraum die Kosten eines einseitigen Besitz- und Verteilungsmusters zu tragen.
Aus der Rekonstruktion dieser Agrarverfassung mit dem Vorwerk als zentraler Institution und der panszczyzna als wesentlichem Element der Arbeitsverfassung (ustrój folwarczno-panszczyzniany) ergeben sich Erklärungsansätze für deren Entstehen, für die ökonomischen wie sozialen Folgen der panszczyzna, für den Mangel an Produktivität und an Innovationsimpulsen. Unter den gegebenen Bedingungen konnten sich keine funktionsfähigen Märkte für Arbeit, Boden und Kapital entwickeln, geschweige denn eine nationale Ökonomie. Selbst die Souveränität des Staats ging darüber verloren.