Seit Äsop oder Jean de La Fontaine spuken Tiere im Kopf von Dichtern und Denkern. Im tradierten Fabelrevier sind sie mit einer recht handgreiflichen Moral unterwegs. Doch in charakteristischen philosophischen und literarischen Werken tritt uns ein ganz anderer Zoo entgegen. Dessen Tiere bevölkern komplexe geistige Ökotope. Für die schnelle Moral von der Geschicht' eignen die sich nicht. Um diese Tiere geht es hier.
Überraschend, dass so grundverschiedene Autoren wie Montaigne, Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Flaubert, Kafka oder Canetti im Umkreis von Tieren über grundlegende Intuitionen ihrer Werke schreiben. Psychoanalytiker der ersten Stunde wie Sigmund Freud und C. G. Jung verbinden wichtige Einsichten mit ihnen. Die Bücher eines Günter Grass beinhalten eine veritable Tierschau und Camus' Ratten warnen noch heute vor finsteren Umtrieben.
Rainer Otte verbindet in seinen metazoologischen Portraits persönliche Erfahrungen, wissenschaftliche Aufklärungen, Kulturgeschichten und philosophische Reflexionen. Denken mit Tieren heißt, Intelligenz, Emotion und Intuition der Tiere ernst zu nehmen und deren philosophisches Potenzial freizulegen.