Der Band enthält zwölf Texte, die während einer Amerika-Reise und einem anschließenden
Aufenthalt als Stadtschreiber in Dresden entstanden sind. »Passagen
«, das bedeutet nicht nur, auf einem Containerschiff von Europa nach
Amerika zu fahren und wieder zurück, das bedeutet zugleich auch, dass die
Wörter, die Motive und Themen von einem Kontinent zum andern wandern und
auf witzige Weise in der alten Welt wiederkehren, nämlich hauptsächlich auf Bildern,
so wie das Schiff und das Wasser auf Ludwig Richters Überfahrt am Schreckenstein.
Amerika, »Gottes eigenes Land« erweist sich zunehmend als Hölle in
allen Varianten: das Kellerloch, in dem der Reisende wohnt, die Tatsache, dass
man nicht rauchen darf, die Untergrundbahn. Christoph Geiser entwickelt in
diesen Texten nicht nur seine faszinierende Kunst der Bildbeschreibung weiter,
sondern auch sein Sprechen über die Welt, indem er das bestehende Gerede
entlarvt. Als einer der Subtexte neben der Bibel wird Kafkas Amerika-Roman
(Der Verschollene) schon gleich zu Beginn negiert. Auch andere Texte von Kafka
geistern durch die »Passagen«, werden verballhornt, Zitate werden abgewandelt,
Redewendungen destruiert, Wörter auseinandergenommen und neu zusammengesetzt,
Dialektwörter eingefügt, Sprechweisen nachgeahmt. Ein
witziges Feuerwerk der Sprache schafft eine Welt, in der die Beschreibung der
Suche nach einer Toilette genau so Kunst ist wie die Beschreibung von Bildern
der Romantik.