Márton Békés, Kulturfunktionär und rechter Theoretiker, erläutert den spezifischen historisch-sozialen Hintergrund, der die Ära Orbán möglich machte, und wie es gelang, diese von einer bloßen Amtszeit zu einer regelrechten Epoche auszubauen. Geschult am italienischen Philosophen Antonio Gramsci denkt Békés die gewohnte »neurechte« Vision der kulturellen Hegemonie einmal in entgegengesetzter Richtung: Denn in Ungarn gab es keine dissidente Langzeitstrategie, die die öffentliche Meinung formte und dem Fidesz-Sieg den Boden bereitete. Es war ein rechtskonservatives Parteienbündnis, das eine völlig unglaubwürdige und abgewirtschaftete Sozialdemokratie aus dem Amt jagte und im Anschluss daran ging, mit kluger Kulturpolitik und Prinzipientreue das von liberalen Winden zerstreute Volk wieder zu einem festen nationalen Block zusammenzufügen.