Bach ist kein Musiker, er ist die Musik selbst", sagte der bedeutende belgische Komponist Edgar Tinel und empfahl ihn der singenden Katholischen Kirche als Reformator. Veränderte man das Wort in den Ausspruch: „Bach ist die Kunst selbst", so hätte man es weder vergrößert noch verkleinert noch verfälscht, weil es nicht mehr eine Reihe erhabener und ergreifender Werke preist, sondern auf die Verfassung der Welt gerichtet ist, die gestaltet so offenbar wurde, daß sich nichts ändert, ob man die Welt als Gleichnis der Kunst oder die Kunst als Gleichnis der Welt ansieht.
Den Ausschlag der Wage nach der einen oder der anderen Seite zu rücken, das ist der eigentliche Kampf des bildnerischen Willens und Geschmacks aller Zeiten, welche Antithesen er auch zu seinem Feldgeschrei erwähle. Betrachtet man darum einen Geist wie Bach, so wird die Betrachtung eine brennende Not jeder Gegenwart treffen müssen, und von den Ergebnissen wird vieles auf andere Künstler vor ihm und nach ihm anwendbar sein, nur die Gesamtheit der Ergebnisse nicht. Was ist diese Gesamtheit? Etwas dem Grauen Vergleichbares, Winkel und Pentagramme zeichnen zu wollen und immer denselben Kreis ziehen zu müssen. Etwas wie das Glück, in alle Richtungen der Windrose zu wandern und doch den Zenith über sich zu behalten.