»Wann ist denn das große Jubiläum?«, so fragt Matthias Krieser im ersten Beitrag zu diesem Heft. Wenn Sie sich fragen, welches Jubiläum denn nun gemeint ist, dann gibt der Untertitel schnell Auskunft: »Eine biblisch-chronologische Rasterfahndung nach Jesu Sterbetag. Krieser unternimmt den Versuch, dem wahrscheinlichen Sterbe- und Auferstehungstag Jesu möglichst nahe zu kommen. Die Notwendigkeit dazu sieht er vor allem darin gegeben, dass von einem entsprechenden Gedenken dieses einmaligen und im wahrsten Sinne »weltbewegenden« Ereignisses auch ein starker missionarischer Impuls für unsere Zeit ausgehen könnte, der Menschen neu auf die Botschaft Jesu aufmerken ließe. Eine möglichst präzise Datierung dieses Jubiläums würde dem zuarbeiten und auch dazu helfen, dass sich die Konfessionen auf einen gemeinsamen Jubiläumstermin verständigen, zumal wir in einer Zeit leben, die einen gewissen Faible für Jubiläumsveranstaltungen hat. Krieser kommt in seiner Untersuchung zum Ergebnis, dass sich Jesu Sterbedatum nicht mit letzter Sicherheit ermitteln lasse, dass aber aufgrund der Faktenlage der wahrscheinlichste Termin Freitag, der 27. April 31 n. Chr. sei. In Frage komme aber auch der 7. April 30, der 25. Mai 31 und der 3. April 33. Entscheidend sei letztlich, bei diesem Ju-biläum ein öffentliches Bewusstsein für das zugrunde liegende Ereig¬nis zu wecken und sich auf einen gemeinsamen Termin zu einigen. Hierzu macht Krieser verschiedene praktische Vorschläge.
Im Herbst erleben wir es jetzt wieder: Manches, was schon früh im Jahr gesät wurde, kommt erst spät zu Reife und Ernte. So ist es mit einem Projekt gewesen, das Johannes Schröter vor 50 Jahren bei Heiko A. Oberman in Angriff genommen hatte. Ihm ging es damals darum, Luthers Kirchenbegriff ganz von dessen Verständnis des wirk¬mächtigen Gotteswortes her zu entfalten, also die Kirche als Gemein¬schaft der Hörenden zu begreifen. Ich freue mich sehr, dass der Ertrag dieses damaligen Projekts heute zur Ernte kommt. Schröter hat die Ergebnisse von damals überarbeitet, gesichtet und zugespitzt und erinnert damit noch einmal hilfreich und tröstlich daran, was Kirche in ihrem Wesen ausmacht - jenseits von aktuellen Debatten zur Autorität in der Kirche, zu Entscheidungsprozessen und gebotenen Strukturveränderungen. In seiner Analyse bezieht sich Schröter dabei auf den »jungen Luther«, insbesondere auf seine Auslegung von Ps 1 und Ps 5 in seiner zweiten Psalmenauslegung, den Operationes in Psalmos 1519-1521. Schröter hört diese Auslegungen als heilsame Provoka¬tion, das zum rechten Verstehen der Kirche hilft, als Prüfstein gegen Verwässerungen und als Hilfestellung, den Ursprung der Kirche im Wort Gottes nicht aus den Augen zu verlieren.
Von dem her, was Johannes Schröter in seinem Beitrag als Hörgemeinschaft unter dem Wort entwickelt, fällt das Licht schließlich auch auf den letzten Beitrag dieses Heftes, in dem ich den Dienst von Lektorinnen und Lektoren im Bereich der Selbständigen Evangelisch-Lu¬therischen Kirche (SELK) würdige und auf seine biblischen, dogmatischen und kirchengeschichtlichen Grundlagen hin untersuche. Je häu¬figer Gemeinden heutzutage ihre Gottesdienste auch ohne Pfarrer feiern müssen, desto wichtiger werden diese gemeindlichen Dienste, die damit die geistliche Begabung und Mitverantwortung der Gemeinde unterstreichen, so dass im gegenwärtigen »Mangel« auch ein manch¬mal vergrabener »Reichtum« neu erkennbar wird.
(aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens)