Liao Yiwu hält die zweite Stuttgarter Zukunftsrede
Der Verfasser der Stuttgarter Zukunftsrede 2023 heißt Liao Yiwu. Als Schriftsteller, Dichter, Musiker, Dissident und Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels gehört er zu den wichtigsten Chronisten und Analysten Chinas. In seinen Texten kritisiert er Systeme des Machtmissbrauchs, gibt den Entrechteten eine Stimme und greift dafür auch auf eigene Erfahrungen der Inhaftierung und Misshandlung zurück.
Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine Ende Februar rückten in den ersten Wochen vordringlich die Ukraine und Russland ins Zentrum der Aufmerksamkeit; die Auswirkungen des Krieges sorgen allerdings für sich zuspitzende Spannungen auch in anderen Ländern und Regionen, für neue Allianzen und globale Verschiebungen - China nimmt hier eine wesentliche, machtvolle Rolle ein. Liao Yiwu befragt in seiner Zukunftsrede dieses Land und seine autoritären Regime mit Blick auf die Zukunft.
Seit Ausbruch der Pandemie fordert die westliche Welt eine Antwort der kommunistischen Regierung Chinas auf die Frage nach dem Ursprung und der weltweiten Verbreitung von Covid-19. Dem beharrlichen Schweigen Xi Jinpings setzt Liao Yiwu die Macht des Chronisten entgegen. »Die Verbrechen können aufgezeichnet und der Krieg der Erinnerung letztlich gewonnen werden«.
»'Unsichtbare Kriegsführung' ist die Aufzeichnung dessen, vor dem wir im Westen allzu gerne unsere Augen verschließen. Es hier noch einmal nachlesen zu können, ist bemerkenswert und aufwühlend. Dass wir es überhaupt lesen können, ist aber ein Privileg, dessen wir uns viel zu wenig bewusst sind.«
the little queer review, 18. Januar 2024