Das Knoblauchhaus in Berlins historischer Mitte ist ein Glücksfall der Geschichte. Vor 260 Jahren erbaut, hat es die Zeiten überdauert und ist heute ein beliebtes Museum. Daran haben die Nachkommen der früheren Nutzerfamilie Knoblauch großen Anteil: Vieles, was sich ehemals im Haus befand, ist nun in der hiesigen Ausstellung zu sehen.
Richard Knoblauch (1867¿-¿1952), ein Ur-Urenkel des Erbauers, legte zwischen 1935 und 1942 eine Chronik des Gebäudes vor. Sie wurde damals vom Verein für die Geschichte Berlins in mehreren Folgen herausgegeben. Heute ist dieses Werk kaum bekannt, sehr zu Unrecht. Denn Richard Knoblauch verstand es, die Historie des Gebäudes geschickt mit der Geschichte Berlins der Schinkelzeit zu verknüpfen. Ausgehend von der Seidenhändlerfamilie Knoblauch wird deutlich, wie das bürgerliche Leben Berlins funktionierte. Die Humboldt-Brüder, die Bildhauer Rauch und Tieck spielen hier ebenso eine Rolle wie der Theologe Schleiermacher und natürlich Schinkel, der Stararchitekt. Mit Knoblauch geht es nach Schloss Tegel und zum Stralauer Fischfest, man ist dabei, wenn »Der Freischütz« im Schauspielhaus Premiere feiert oder Alexander von Humboldt beim Naturforscherkongress seinen großen Auftritt hat.
Richard Knoblauchs Chronik ist heute selbst eine bedeutende Quelle aus zweiter Hand. Denn viele der von ihm wiedergegebenen Archivalien gingen im Krieg verloren. Das sollte Grund genug sein, dieses Werk neu herauszugeben.