Drei Kontinente, sieben Länder, neun aktuelle Stücke: Zum spanischsprachigen Kulturraum gehören lebendige Theaterlandschaften, die herausragende Dramatiker*innen und brillante Theatertexte hervorgebracht haben. Die in diesem Band versammelten zeitgenössischen Autor*innen eint ihr scharfer, sezierender Blick auf die Gegenwart und ihre Lust an bildstarker und poetischer Sprache. Mit subtiler Ironie und bitterbösem Humor fassen sie verstörende Wirklichkeiten in Worte.
Die Palette behandelter Themen reicht von Terror (Fabio Rubiano Orjuela), eskalierender Gewalt von Drogenkartellen (Itzel Lara) bis hin zu internationalen Friedenseinsätzen (Santiago Sanguinetti). Anhand dieser konkreten Kontexte wird die zerstörerische Logik zwischenmenschlicher Gewalt hinterfragt, werden universelle Fragen von Macht und persönlichen Handlungsspielräumen untersucht. Was ist Zivilisation, wo beginnt Barbarei (Sergio Blanco)? Wie schafft man es, sich im Meer aus Katastrophen nicht zu verlieren (Lola Blasco)? Welche Rolle spielt die Kunst dabei (Guillermo Calderón)?
In Geschichte und Gegenwart wird nach Utopietrümmern gesucht, aus denen sich noch Zukunft bauen lässt (Rogelio Orizondo); neue Formen von Gemeinschaft werden skizziert, die menschliche Hierarchien überwinden können (Manuela Infante). Doch der Blick kann sich auch radikal nach innen richten, auf die eigene Psyche und Körperlichkeit (Marie Alvarez) - Ausgangspunkte möglicher Heilungsprozesse, die sich auf die gesamte Gesellschaft ausweiten können.
Einige der ausgewählten Stücke waren bereits als spanischsprachige Gastspiele bei internationalen Festivals wie ¡Adelante! in Heidelberg, den Wiener Festwochen oder dem Berliner Theatertreffen zu sehen. Der vorliegende Band möchte sie in Übersetzungen von Miriam Denger, Carola Heinrich, Hedda Kage und Franziska Muche für deutschsprachige Leser*innen zugänglich machen.
Mit den Theaterstücken
Marie Alvarez: Entfesselt (Argentinien, Übersetzung: Miriam Denger)
Sergio Blanco: Barbarei (Uruguay, Übersetzung: Franziska Muche und Hedda Kage)
Lola Blasco: Meine Zeit, mein Tier (Spanien, Übersetzung: Franziska Muche)
Guillermo Calderón: Dragón (Chile, Übersetzung: Franziska Muche)
Manuela Infante: Gegen den Baum (Chile, Übersetzung: Franziska Muche und Carola Heinrich)
Itzel Lara: Bis zur Unkenntlichkeit (Mexiko, Übersetzung: Franziska Muche)
Rogelio Orizondo: Antigonón. Eine epische Heldenbrigade (Kuba, Übersetzung: Miriam Denger)
Fabio Rubiano Orjuela: Mauern fliegen in die Luft (Kolumbien, Übersetzung: Miriam Denger)
Santiago Sanguinetti: Die ewige Wiederkehr der Revolution in der Karibik (Uruguay, Übersetzung: Franziska Muche)