Wo das Mögliche erlischt, versteinern die Verhältnisse. Die kritisch-emanzipatorische Kraft des Begriffs der Möglichkeit gilt es daher mit philosophischen Mitteln auszuloten.
Was meinen wir, wenn wir soziale Konstellationen als »möglich« bezeichnen? Diese Frage wurde allzu oft nur randständig beleuchtet, obwohl »Möglichkeit« seit Aristoteles zum grundbegrifflichen Repertoire der praktischen Philosophie zählt. Umso unverständlicher wirkt die Zurückhaltung von Horkheimer und Adorno, den Begriff gesellschaftstheoretisch zu explizieren. Gösta Gantner zeigt, inwiefern die Vorstellungen des »Andersseinkönnens« und der »Potentialität« die Kritische Theorie nahezu unbemerkt dominieren. Als Schlüsselbegriff trägt »Möglichkeit« dazu bei, aktuelle Varianten kritischen Denkens in ihrem leitenden Erkenntnisinteresse und ihrer praktischen Ausrichtung zu schärfen: Im Lichte der Kritik des Gegebenen geht es um das, was anders sein kann.
»Möglichkeit kann nur dann ein Grundbegriff werden, wenn ihre Behandlung gegenüber zukünftigen Veränderungen offenbleibt. Es ist das Verdienst Gantners, diesen Ansatz nicht nur zu postulieren, sondern selbst vorzuführen und damit eindrücklich und einladend für die Weiterarbeit an einem Begriff zu werben, den es immer wieder neu zu ermöglichen gilt.«