Unconscious Places/Unbewusste Orte nannte Thomas Struth (geb. 1954) schon früh den Werkteil seiner Straßenphotographien, den er - ausgehend von Düsseldorf über London und New York bis nach Japan, China, Korea, Peru und Russland - bis heute ständig erweitert. Wie der Titel bereits andeutet, geht es ihm nicht um Prachtstraßen oder berühmte Boulevards, sondern um urbane Räume, die von ihren Nutzern meist unbewusst wahrgenommen werden: eher unspektakuläre Straßenzüge, die in Struths strengen und sorgfältig komponierten Photographien viel über die Menschen aussagen, die von ihnen geprägt wurden und die sie selbst prägten.
Richard Sennett, einer der führenden Kultursoziologen der USA, schrieb den begleitenden Text zu unserem 2012 erstmals erschienenen Band, den wir jetzt als preiswerte Studienausgabe neu auflegen.
Unconscious Places ist der Titel, den der Photograph Thomas Struth (geb. 1954) dem Werkteil seiner Straßenphotographien gegeben hat. Es sind Aufnahmen von Straßen aus allen Teilen der Welt und aus fast vier Jahrzehnten, die hier versammelt sind. Wie der Titel bereits andeutet, sind es nicht die Prachtstraßen, die touristischen Attraktionen oder Promenaden, mit denen sich die großen Städte in der Regel schmücken, sondern Straßen, die der Fußgänger und vielleicht vor allem der Einheimische zunächst eher unbewusst wahrnimmt. Andererseits ist die Gestalt unserer Städte vom kollektiven Unbewussten ihrer Bürger durchwirkt, und neben den faktischen Einflüssen sind es auch wechselseitige psychologische Kräfte, die Urbanität erst entstehen lassen.
Durch die strengen und sorgfältig komponierten Bilder, die Struth von diesen in der Regel unrepräsentativen Orten aufnimmt, wird der Betrachter angeleitet, an diesem Prozess teilzunehmen. Aus der Aneinanderreihung von Verkehrsadern und Häusern entsteht ein ästhetisches Kontinuum, das Bild für Bild den Blick für lokale Details und den größeren urbanen Zusammenhang schärft.
Richard Sennett (geb. 1943), der Doyen der amerikanischen Soziologie, schrieb den einführenden Text zu unserem Buch, das wir jetzt als Studienausgabe vorlegen.