'Am 12. Juli 1892 sitzt die 34jährige Emmentaler Kleinbauerntochter Lina Bögli im Zug von Krakau nach Triest. Sie hat das gesicherte Leben als Hauslehrerin der polnischen Adelsfamilie von Sczaniecki aufgegeben und will von Italien aus mit dem Schiff nach Australien reisen. Mutterseelenallein und fast ohne Geld schlägt sie sich als Hausangestellte und Lehrerin durch die Kontinente: Neuseeland, Samoa, Honolulu, San Francisco, New York, Kanada. Zehn Jahre gibt sie sich Zeit für ihre Weltreise. Und exakt wie ein Schweizerührchen trifft sie am 12. Juli 1902 wieder in Krakau ein.
Ob in Adelaide, bei den Papuas oder auf den Sandwich-Inseln, sie schleppt bei aller Neugier in erster Linie sich selber mit. In der Begegnung mit dem Fremden quellen überall heimatlicher Biedersinn, porentiefe Vorurteile und unverblümte Rassismen aus dem Reisegepäck der aufrechten Gouvernante. Die kuriose Mischung aus Naivität und Strenge, aus Mut, Witz und Enge macht aus Lina Böglis tagebuchartigem Reisebericht ein herzerfrischend widerspruchsloses Dokument weltläufiger Provinzialität.'
Neue Zürcher Zeitung