Im Mittelpunkt des vierten und letzten Bandes des Briefwechsels zwischen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno steht die gemeinsame Verantwortung für die Forschung und Lehre an der Frankfurter Universität und am Institut für Sozialforschung in den Jahren des Wiederaufbaus, die von dem schwierigen Versuch geprägt sind, die Kritische Theorie mit der empirischen Sozialforschung zu verbinden. Sorge, ja geradezu »Angst«, wie Adorno schreibt, bereitet den beiden auch die Frage nach der Wiederveröffentlichung der Schriften aus der Emigrationszeit, insbesondere der Dialektik der Aufklärung »wegen gewisser exponierter Formulierungen, besonders solcher, welche die institutionelle Religion betreffen «. Die letzten Briefe Adornos vor seinem Tod handeln von der Spannung zwischen Horkheimer und Adorno auf der einen und Herbert Marcuse auf der anderen Seite, und zwischen den Zeilen wird bereits die Zeitenwende erkennbar, die mit der Studentenbewegung einsetzt.
Mit diesem Band kommt einer der großen intellektuellen Briefwechsel des vergangenen Jahrhunderts zum Abschluß. Vom geradezu euphorischen Beginn der gemeinsamen Arbeit in den zwanziger Jahren über die dunkle, schwierige Zeit der Emigration und des Exils bis hin zu den Jahren des Neubeginns nach 1950 begleiten die Briefe den wechselvollen Lebensweg der beiden Gründerväter der Kritischen Theorie. Sie sind das Dokument einer rückhalt-, aber nie kritiklosen Identifikation mit der gemeinsamen Theorie und einer fast fünfzig Jahre währenden philosophischen und menschlichen Freundschaft.
»Die ... Briefsammlung macht erstmals alle verfügbaren Zeugnisse der über 40 Jahre währenden Korrespondenz Adornos mit Horkheimer in chronologischer Anordnung zugänglich und erschließt dadurch einen der philosophisch zentralen Schriftwechsel des 20. Jahrhunderts. Hierzu tragen auf vorbildliche Weise die jedem einzelnen Schriftstück gewidmeten Erläuterungen sowie das detaillierte Gesamtregister bei, dank derer die zahllosen Briefe, Postkarten und Telegramme, welche sich zu einem rund dreitausend Seiten umfassenden Textkonvolut auftürmen, in ihren jeweiligen zeithistorischen, theoretischen wie menschlich, allzu menschlichen Kontexten situierbar werden. Damit erweist sich die vierteilige Edition des Briefverkehrs zwischen Adorno und Horkheimer gleichermaßen als einzigartige Quelle zur heterogenen Bildungsgeschichte der Frankfurter Schule wie als imposante Dokumentation einer außergewöhnlichen persönlichen Verbindung.«