Als das Schauspielhaus Frankfurt Fassbinders Drama "e;Der Mull, die Stadt und der Tod"e; 1985 urauffuhren wollte, ereignete sich der grote Theaterskandal der BRD: Die Buhne wurde besetzt, die Urauffuhrung fand nicht statt. Wiederholt wurde behauptet, Fassbinders Drama wre antisemitisch. Tatschlich beschreibt es die Funktionsweise von Antisemitismus. Darin unterscheidet es sich fundamental von Gerhard Zwerenz' vorgngigem Roman "e;Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond"e;, in dem antisemitische Klischees reichlich ausgebreitet werden. In welcher Beziehung stehen die beiden Texte (unterschiedlicher literarischer Gattung)? Der Autor klrt ihren Bezug zueinander, skizziert und interpretiert ihre Inhalte. Detailliert werden die jeweiligen Positionen zu drei Aspekten untersucht: 1. Welches Bild wird vom Wirtschaftssystem gezeichnet? 2. Welche Funktion hat die Beschreibung sexueller Aktivitten? 3. Sind die Texte antisemitisch? Welche Funktion bernehmen die Judenfiguren bzw. der Reiche Jude?Menne weist grundverschiedene Positionen beider Texte zu den Fragen nach:1. Marktwirtschaft: in Fassbinders Drama leiden alle unter der marktwirtschaftlichen Konkurrenz: das System wird als unmenschlich kritisiert. In Zwerenz' Roman treiben bse Menschen bse Dinge - kritisiert wird nur, dass der Markt manche Teilnehmer nicht bremst. 2. Sexualitt: Kufliche Liebe dient im Drama als Modell fr marktwirtschaftlichen Tausch. Dabei unterstreicht deren Erfolg bei gleichzeitigem Scheitern aller liebesorientierten Intimitten die Kritik am Markt. Der Roman zeichnet patriarchal dominierten Sex als Erfolgsmodell. Beschreibungen von Intimitten lockern die Kapitel auf, auch wenn sie in keinem Zusammenhang zur brigen Handlung stehen. 3. Die Funktion der Judenfigur(en) ist entgegengesetzt: der "e;Reiche Jude"e; des Dramas fungiert als Projektionsflche fr alte und neue Nazis, ist selbst Sympathietrger. "e;Abraham"e; und die weiteren Juden des Romans hingegen verkrpern antisemitische Klischees.