Zunächst ist da diese eine Frage. Etwas unverschämt, geradezu unfair. Und doch unausweichlich: Wo nur nimmt dieser Mann seinen unfassbaren Ehrgeiz her, diese Motivation? Und wo nur holt er noch immer diese so fein gesponnenen Melodien her? Von den vielen frischen Themen ganz zu schweigen, die sich erneut geradezu tummeln, dort auf seiner neuen Platte. "Es hat mich geschrieben", antwortet Reinhard Mey, lachend und ohne zu zögern. "Einfach so. Und ganz leidenschaftlich!" Nun aber sitzen wir in seinem Aufnahme-Studio, und ausgerechnet hier wird dieser routinierte Liedermacher mit einem Male von einem enthusiastischen Aufbegehren gepackt, einer fast schon euphorischen Inbrunst. Und er hat allen Grund dazu in freudiger Erwartung mit den Füßen zu trappeln, erscheint mit "Dann mach's gut" sein inzwischen 26. Studioalbum. Wichtiger jedoch: Das erste seit drei Jahren. Die Freude darüber, endlich wieder veröffentlichen, auftreten, ja einfach nur loslegen zu können, sie erfüllt den ganzen Raum. Siebzig Jahre alt ist Mey im vergangenen Dezember geworden. Doch noch immer schreibt es ihn nicht nur, wie er sagt, sondern zieht ihn auch. Jetzt ist es Zeit, die neuen Stücke endlich seinem Publikum zu präsentieren. Mey muss endlich raus hier. Mey muss wieder fliegen.