Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Amerikanistik - Literatur, Note: 1,3, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Veranstaltung: Hauptseminar: Henry James, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bewegung des Ästhetizismus im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts verdankt ihren Auftrieb verschiedensten Strömungen und Umständen jener Zeit. Die Bevölkerung des Viktorianismus, geprägt durch die Kolonialmacht Großbritanniens, Industrialisierung und Verstädterung erfuhr einen Umbruch des Denkens und einen durch verschiedenste Theorien begünstigten Glaubensverlust. Die Gesellschaft in dieser Epoche war verwirrt und ohne Halt, denn durch Darwins Beweis einer natürlichen Auslese und einer Abstammung des Menschen, war der sichere Glaube daran, Gott habe alles erschaffen, praktisch widerlegt. Durch den Umsturz aller Religionen verloren auch deren Glaubenssätze und moralische Forderungen an Einfluss. Auch die verschiedensten Theorien der Psychologie und der Philosophie begünstigten die moralische und spirituelle Krise dieser Zeit. Für das Proletariat, das gegen die argen Arbeitsbedingungen ankämpfte und für sich das Wahlrecht forderte, blieb durch den absurden Sozialdarwinismus kein Platz. Die Ästheten sahen sich als Gegenbewegung zum gängigen Kunstbegriff dieser Zeit, der durch sein Streben nach Wahrheit in Ausdruck und Darstellung definiert werden könnte. Der viktorianische Künstler sollte die Realität widerspiegeln, allerdings hierbei auf die zeitgemäßen moralischen, ethischen und religiösen Vorstellungen Rücksicht nehmen. Gegen diese Vorgaben rebellierten die kreativ Schaffenden der Bewegung des Britischen Ästhetizismus. Sie protestierten gegen die strengen sexuellen Moralvorstellungen, wollten schockieren, gegen die Etikette verstoßen, die Eigenheiten des Wahrnehmungsvermögens modifizieren, die eben dieses viktorianische Publikum charakterisierte. Der Begriff des Ästhetizismus ist schwer zu definieren, da sich unter dem Dach dieses Namens eine Fülle von Freigeistern miteinander verbunden sahen. Laut Kant soll das Ästhetische als ein gesonderter Bereich von Erfahrungen verstanden werden, Pater jedoch sieht das Ziel des ästhetischen Schülers darin, die Fähigkeit zu erlangen, Schönheit auf einfachstem Wege darstellen zu können.