Dieser Band dokumentiert die Ergebnisse der ersten Phase des Teilprojekts Betrieb und Beschäftigung im Wandel des Sonderforschungsbereich 580 der Universitäten Jena und Halle. Der Beginn der Arbeiten datiert auf einen schönen Frühlingstag des Jahres 2000. Christoph Köhler und Olaf Struck gingen im Bremer Blockland spazieren. Vor ihnen die Weite des Marschlandes mit genü- lich grasenden Kühen, über Ihnen der Himmel des Nordens. Aber im Gegensatz zu den allen Qualen des Wissenschaftssystems enthobenen Wiederkäuern trieb die beiden Wanderer ein Problem um. Gut zehn Jahre hatte Christoph Köhler am ISF München, in Spanien und den USA über betriebliche Produktionsmodernisierung im internationalen V- gleich geforscht, wollte wieder den Blick auf die Makroebene von Gesellsch- ten werfen und zu seinen Wurzeln in der Arbeitsmarktforschung zurückkehren. Er war nach Jena berufen worden. Über eine Initiative von Burkart Lutz und Rudi Schmidt für einen Sonderforschungsbereich ergab sich die Gelegenheit zum Aufbau einer längerfristigen Forschungslinie. Olaf Struck hatte seine Dissertation und eine erfolgreiche Arbeit im Bremer SFB 186 zu Statuspassagen im Lebenslauf mit Ansgar Weymann, Reinhold Sackmann und Matthias Wingens hinter sich und eine Stelle am Lehrstuhl für Sozialpolitik bei Georg Vobruba in Leipzig vor sich. Er arbeitete an Proje- ideen, die ihm eine Habilitation und Karriere im Wissenschaftssystem erm- lichen sollten. Sein Interesse richtete sich auf die Lebenslauf- und Mobilitä- forschung in Verbindung mit der Analyse von Erwerbsorganisationen.
Gegenstand dieses Buches sind Strukturveränderungen des Arbeitsmarktes sowie ihre sozio-ökonomischen Voraussetzungen und Folgen. Im Zentrum steht die Frage nach der Dynamik stabiler und instabiler Beschäftigung. Die Analysen erfolgen auf der Makroebene der west- und ostdeutschen Arbeitsmärkte sowie auf der Mikroebene betrieblicher Beschäftigungssysteme. Dabei rekonstruieren die Autoren sowohl die Interessen und Präferenzen der Beschäftiger als auch die der Beschäftigten und nutzen qualitative und quantitative Verfahren.
Es werden u.a. folgende Fragen untersucht: Zeigt sich eine Generalisierung der Beschäftigungsrisiken oder eine relativ stabile Arbeitsmarktspaltung? Welche Determinanten bestimmen über die Öffnung und Schließung betrieblicher Beschäftigungssysteme? Ist wachsende Arbeitsplatzunsicherheit mit steigenden Übergangs- und Abstiegsrisiken verknüpft? Passen Beschäftigte ihre Sicherheitskonstruktionen und Gerechtigkeitsvorstellungen den veränderten Arbeitsmarktbedingungen an oder entwickeln sich Konflikte?