Zwei Urprinzipien, untrennbar miteinander verbunden: Der als »Wunderknabe« geltende Novize Narziß, Denker und Asket, freundet sich im mittelalterlichen Kloster Mariabronn mit dem jungen Klosterschüler Goldmund an. Goldmund ist so ganz anders als Narziß: hübsch, von den Mädchen begehrt, ein charmanter Träumer, getrieben von Leidenschaft und Schuldgefühl. Als Goldmund beschließt, es seinem Freund und Vorbild gleichzutun und Mönch zu werden, ermutigt dieser ihn, das Kloster zu verlassen. Er solle sich selbst finden. Auf rastloser, abenteuerreicher Wanderschaft »von Dorf zu Dorf« und »von Frau zu Frau« lernt Goldmund nicht nur Freiheit und Liebe kennen, er erkennt auch die Abgründe seiner Seele und seine wahre Berufung: die zum Künstler. Doch schließlich führt ihn sein Weg zurück ins Kloster.
Hermann Hesses Erzählung über den Gegensatz zwischen Geist- und Sinnenmenschen und ihre produktive Vereinigung im Künstler ist eine moderne Gestaltung des Don-Juanund Casanova-Motivs. Sie ist aber auch ein Loblied der Freundschaft, voller Abenteuer in einem zeitlosen Mittelalter. Klösterlicher und städtischer Kunstbetrieb, Zigeunermädchen und Vagantenpoesie: »Alle diese Elemente deutsch-romantischer Erzählkunst vereinen sich hier in seltener Vollständigkeit« (Rolf Schneider). Jahre bevor der Nationalsozialismus die kulturellen Traditionen Deutschlands mißbrauchte, hat Hesse in diesem Roman die Idee von Deutschland und deutschem Wesen, die er seit seiner Kindheit in sich trug, dargestellt und ihr seine »Liebe gestanden, gerade weil ich alles, was heute spezifisch deutsch ist, so sehr hasse«, schrieb er 1933.
Zu Hesses Lebzeiten war »Narziß und Goldmund« das erfolgreichste seiner Bücher. Die deutsche Gesamtauflage von 1930 bis heute beträgt mehr als zwei Millionen Exemplare. Übersetzt ist der Roman mittlerweile in dreißig Sprachen.
»Ein wunderschönes Buch in seiner poetischen Klugheit, seiner Mischung aus deutsch-romantischen und modern-psychologischen, ja psychoanalytischen Elementen.« Thomas Mann
»... eine Erzählung voller Kraft und Faszination. Denn auch wenn
Narziß und Goldmund
voller Gegensätze und gegensätzlicher Lebensvorstellungen sind, sind sie doch eins: Das Leben in allen Facetten.«